In 30 Tagen um die Welt

4
Jun
2006

In 30 Tagen um die Welt

Zum ersten Mal wird ein Amerikaner Chef eines japanischen Autobauers. Der Israeli will den Palästinenser treffen. Terrorverdächtige in Canada verhaftet. Andere Taktik in Afghanistan. Er saß im Café,. las Zeitung und wartete, dass das, was er bestellt hatte, trinkbarer wurde. Sie hatte ihn angerufen, seine Cellphone-Nummer herausgefunden. Ob er zurückkäme. Und wann. Wie es ihm gehe. So allein. Gut wie nie, hat er gesagt. Dabei war er auf der Suche, wo er G. finden würde. Noch hatte er kein Glück, aber er wußte genau, dass er es schaffen würde.

26
Mai
2006

Erinnerungen (in 30 Tagen um die Welt)

Natürlich wusste er es noch, dass er zu ihr gefahren war. Mit seinem Rucksack. Und zu hause alles stehen und liegen gelassen hatte. Wochenlang hatte B. an ihrer Seite in ihrem kleinen Lieferwagen gesessen, mit dem sie ihre italienischen Spezialitäten über Land fuhr. Bis er irgendwann daran zweifelte, dass dieses unvermittelte, neue Anfangen wirklich Sinn hätte.
Nun steckte er in I., in diesem Hotel am Flughafen, enträtselte die Kaffeemaschine in seinem Zimmer und klickte sich durch das Fernsehprogramm. "So you think you can dance" mit einer neuen Staffel, "The office" hieß es auf einem anderen Sender, und der Papst in Polen. Die Großen von E. sperren sie ein, wenigstens diesmal, denkt B.
Ich will nicht zurück, sagt er vor sich hin, ich will nicht. Morgen würde er zu G. fahren, noch einmal weit, und dann schlief er irgendwann doch ein.

17
Mai
2006

Andere Ideen

Die gute alte Tante, wie Uwe Johnson sie genannt hat, fährt auch um die Welt. Aber, wenn ich die Mail der New York Times richtig verstanden habe, in 90 Tagen ;-).

14
Mai
2006

Ankunft I

16 Grad Celsius, Wind aus dem Norden, leiser Regen - so hatte der Wetterbericht im Flugzeug gelautet. Die Grenzkontrolle hatte sich einen Moment länger hingezogen, weil er noch kein Rückflugticket vorweisen konnte. Aber dann half die Greencard, die er seit ein paar Jahren schon hatte. Die weiten Flure des Flughafens der riesengroßen Stadt an den Seen - bei seiner ersten Reise hatte B. sie schlicht übersehen - faszinierten ihn. "55° F, Feels like 52°", flimmerte die Leuchtschrift über einem der Ausgänge. Und: "Relative Humidity: 67%". Die nationale Telefonüberwachung sei legal gewesen, beteuert der Sicherheitsberater des Präsidenten - so die Schlagzeile in der "New York Times". Was für Zeiten sind das, wo pauschal alle verdächtig sind. "Bring on the day" heißt es im Coffeshop und die Frage, ob man Platz für die Milch lassen soll, kommt B. seltsam vertraut vor. Was ist Heimat, und wo ist sie?



(edit 15. Mai)

11
Mai
2006

Marie

Das Bett war unbenutzt, Rucksack und Laptoptasche weg, das Auto stand nicht in der Garage. Sie rief ihn: Keine Antwort. Noch einmal: Immer noch nicht. Das Handy? Es lag nicht an seinem Platz. Ihr wurde heiß, dann packte sie Angst, schließlich Wut. Anrufen? Nein, bestimmt nicht. B. hatte keinerlei Nachricht hinterlassen, wo er ist, auch die Kollegen wußten nichts - er habe sich für einen Kundenbesuch abgemeldet, meinte sein Chef, den Marie kleinlaut anrief. Nein: Sie verschwendete keinen Gedanken daran, was falsch gelaufen war, noch nicht.
Marie mußte sich setzen, erstmal ablenken, dann überlegen. Was den Kindern sagen? Wie es den Eltern erklären? Den Freunden, der Familie? Warum war ihr klar, dass Robert gegangen war - vermutlich für längere Zeit, wenn nicht für immer?
Dann klingelte das Telefon.

9
Mai
2006

Und weiter (In 30 Tagen um die Welt)

Casanova, Rumor Has it, The Matador, Memoirs of a Geisha. Das Programm im Flugzeug entsprach nicht wirklich seinen Vorstellungen von einer Reise in sieben Stunden. Doch halt: The Interpreter lief auch. Nicole Kidman, wie sie schöner, besser kaum je zu sehen war. Diese anrührende Geschichte von verkrachten Träumen, vom Rückzug in eine andere Welt und davon, wie sich das alte Leben wieder einschleicht in die Gegenwart. Sage nicht, Du kennst das nicht, das kommt Dir nie vor. Und dann New York: Dort wollte er hin, das wußte er, und möglichst allein. Die Triebwerke begannen Luft zu holen, laut surrte es in die Höhe, das riesige Flugzeug wackelte und setzte sich mit einer Macht, die ihn jedes Mal neu überraschte, in Bewegung. Er wollte kein Rückflugticket, jedenfalls nicht gleich, und da würde sich ja wohl ein Weg finden lassen.

Anhaltend warten

Einen Platz in der nächsten Maschine nach I. zu bekommen, war kein Problem für ihn. Gute Verbindungen zur Airline zahlten sich doch aus, manchmal wenigstens. Aber der Flug verzögerte sich: Schlechtes Wetter über Paris - ungewöhnlich für diese Jahreszeit - verhinderte einen Start. Also: Noch einmal Stunden auf dem Flughafen versitzen, nutzlos, und unnötigerweise wieder ins Nachdenken kommen, ob das Sinn hatte, was er tat. Aber, was ist schon Sinn? Und wem war er verpflichtet? Gab es das überhaupt? Immer diese Fragen!

8
Mai
2006

Reisen, ankommen, weggehen

Wenigestens war, als er nach M. zurückkam, ein Gefühl verschwunden: Die Stadt möglichst bald und für immer verlassen zu müssen. Weil sich nur noch die missglückten Geschichten, am Ende auch Tod und Sterben, an jeder Ecke häuften. Aber jetzt konnte er gelassen durch die Stadt gehen, ruhiger auch - vielleicht, weil sich die alte Befürchtung, nach Jahrzehnten könnten auch einmal wichtige Menschen sich allzusehr gewandelt haben. Die Erinnerung betrügt einen nicht immer, und das ist schon was.

1
Mai
2006

Überstürzte Abreise

Er fuhr sofort, noch nachts. Der Weg ins Hessische zum Flugzeug, das wußte er, war nachts in zwei Stunden zu schaffen. Morgens, wenn die Schalter öffneten, wollte er nach dem nächsten Flug fragen: Erstmal nach Illinois, dann weiter. Sieben Stunden waren es, längst sein Lieblingsweg, und die Zeit würde schnell vergehen. Warum hatte er nicht schon viel früher daran gedacht?
Niemand soll sagen, dass es eine Flucht war. Niemand hatte das Recht dazu, nicht mehr. Er fluchte, dass es nicht schneller ging - aber um Mitternacht ging kein Flug mehr.
Foto: fbt

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