23
Feb
2009

Café S (Ausschnitt)

Hinter der Bar schreiben sie die Namen der Gäste mit schwarzen Filzstiften auf die Becher, wenn die Schlange länger ist. Nach einem strengen Reglement ist die Arbeit genau aufgeteilt: wer an der linken Kasse steht, wer an der rechten. Welche Arbeit welcher Kasse zugeordnet ist, wer ranghöher ist unter den Baristas und wer noch nicht – sichtbar an grünen und schwarzen Schürzen. Geheimnisvolle Abkürzungen für die Getränke,
- Banana Java Chip, die Namen sind so unsinnig wie rätselhaft, -
es soll schneller gehen, auf diesem Weg. Und für die Kunden haben sie drei Becher auf den Tresen gestellt:
short: 237 ml Kaffee,
tall: 355 ml Kaffee,
grande: 473 ml Kaffee,

Alles mit einer irrwitzigen Wissenschaft aus verschiedenen Milchsorten, Sirup, zwei- und dreifachem Kaffee, im Pappgefäß für unterwegs, dem schicken Isobecher, den Du auch gleich kaufen kannst.
Nimmst Du den Kaffee für zuhause noch mit und bestellst einen Kuchen, geht der Kaffee der Woche “auf’s Haus”.
- Und, wenn ich warten muss, weil die Maschine gerade leer gelaufen ist auch, Stammgast, der ich bin, inzwischen.
Der Barrista knüllt den Kassenzettel und will ihn in einen Karton schmeißen. Kein Kuchen ohne Serviette und Gabel, und dann laufen sie durch die Reihen und packen das dreckige Geschirr wieder ein – jede halbe Stunde einmal.
- Wie oft so eine Tasse am Tag wohl abgewaschen wird, denkst Du.
An der Wand die Grafik: vier mal vier Tassen, ein paar Uhren, Wecker, dazu ein Gitarrenhals mit Hand; die Farben gelb, rot, blau und braun. Die Musik hier: meistens mehr als das übliche Gemurmel; nie die penetrante Fröhlichkeit der blöden Dudelsender. Die Zeitung praktisch mit ein paar Klammern geheftet und im Regal aufgehoben für den nächsten Leser:
- heute gehen sogar die Zeitungen Pleite, gerade in Chicago.
Und die Kühltruhe sieht heute schon irgendwie leer geräumt aus.
- Sie suchen Leute hier, willst Du nicht anfangen?
- Du machst Witze.
Was sind wir bereit aufzugeben von unserem eigenen Leben? Was davon ist wichtig, unverzichtbar? Was will ich mit Dir teilen, was für mich behalten? Oder anders gefragt: Hat der alte Frisch erwogen, die Schweiz zu verlassen und für immer zu seiner L. zu gehen?

Was für eine Stille

Der Fasnetkrach ist - jedenfalls für den Moment - erstmal Geschichte. In der Stadt sieht es an einigen Ecken recht wüst aus. Viele, so scheint es, sind der Agonie verfallen, anders ist die Stille hier kaum zu erklären. Bin mal gespannt, wann sich das ändert.
Foto: fbt

Summer in Chicago

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Summer in Chicago versammelt Notizen, Bilder, kurze Texte, hier und da auch mal ein Gedicht.

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Zuletzt aktualisiert: 28. Feb, 08:23

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